"Voices präsentierte verzaubernde Romantik"
von Ralf Schaus
Abwechslungsreich und unterhaltsam gestaltete sich der von Voices, Frauenchor an St. Josef Eupen, organisierte musikalische Abend anlässlich seines Jahreskonzertes.
Mitgestalter dieses kurzweiligen Musikabends am Freitagabend, im Eupener Jünglingshaus waren neben dem gastgebenden vierstimmigen Chor, der unter der Leitung seines Dirigenten Hubert Schneider erneut seine gesangliche Vielseitigkeit und Qualität unter Beweis stellte, die Eupener Pianistin Claire Pankert-Lecoq.
Nach den in den vergangenen Jahren vorgetragenen jiddisch-hebräischen Liedern, der Tango- und Worldmusic oder der irischen Musik stand der diesjährige Jahreskonzertabend ganz im Zeichen romantischer Klavier- und Chormusik.
Beeindruckende Pianistin
Den Einstieg in den rund zweistündigen musikalischen Hörgenuss machte die Pianistin Claire Pankert-Lecoq. Mit dem beeindruckenden Impromptu in Es-Dur entführte sie die rund hundert erschienenen, sehr interessierten Musikfreunde in die bezaubernde Welt des österreichischen Komponisten Franz Schubert.
Ihre Professionalität eindrucksvoll unter Beweis stellte die Direktorin der Musikschule von Waremme, die als Solistin und Kammermusikerin mit vielen namhaften Ensembles und Orchestern Konzerte gibt oder auch als Begleitung, so beispielsweise beim Concours Reine Elisabeth für Gesang, in Erscheinung tritt, bei den ebenfalls mit sehr viel Gefühl und Leidenschaft vorgetragenen Werken namhafter Komponisten.
So mit der Ballade op. 29 in g-moll des polnischen Komponisten Frédéric Chopin, den Balladen op. 10 Nr. 1 und Nr. 3 des deutschen Komponisten Johannes Brahms sowie der Etudes-tableaux op. 33 Nr. 8 und Nr.9 des russischen Komponisten Sergej Rachmaninoff. Sichtlich beeindruckt von diesen fantastischen Interpretationen honorierten die Zuhörer diese mit länger anhaltendem Applaus.
Ebenso beeindruckt zeigten sich die Konzertbesucher aber auch von den gesanglichen Darbietungen des gastgebenden Voices-Frauenchores. Mit den mal sanft anmutenden, dann wiederum beschwingteren und kraftvolleren fünf kurzen musikalischen Romanzen für Frauenchor op. 69 aus der Feder des deutschen Komponisten Robert Schumann zogen die 37 Sängerinnen, begleitet von Pianistin Claire Pankert-Lecoq, ihr Publikum auf Anhieb in ihren Bann.
Musikalischer Hörgenuss
Romantisch heiter und beschwingt präsentierte Voices mit seinem überzeugenden A-cappella-Gesang ebenfalls die fünf kurzen Volksliedsätze von Johannes Brahms, die der deutsche Komponist für seinen im Jahr 1859 gegründeten Hamburger Damenchor arrangierte.
Ein musikalischer Hörgenuss waren zweifelsohne aber auch die von Solistin Michaela Schumacher-Fank gefühlvoll vorgetragenen drei Lieder op. 74 von Frédéric Chopin, bei denen Pianistin Claire Pankert-Lecoq die Sopranistin des Voices-Chores instrumental begleitete.
Voller Dynamik, aber auch ebenso gefühlvoll und tänzerisch gestalteten sich zum Abschluss die drei Werke aus »Sechs Frauenchöre op. 15« des russischen Komponisten Sergej Rachmaninoff. Instrumental begleitet von Pianistin Claire Pankert-Lecoq bildete diese musikalische Darbietung einen krönenden Abschluss unter einen hervorragenden Jahreskonzertabend, der erst nach einer lautstark geforderten Zugabe der faszinierten Musikfreunde beendet wurde.
Zum Ende der Weihnachtszeit wartet der Eupener Frauenchor VOICES zur Feier der Taufe Jesu am Sonntag, dem 10. Januar, um 17.00 Uhr in der Unterstädter Pfarrkirche St. Josef mit einem besonderen Konzerthighlight auf. Die Interpretation von Benjamin Brittens „A Ceremony of Carols“ im zweiten Teil des Konzertes stellt dabei unzweifelhaft den Höhepunkt dieses Abends dar.
Ungewöhnliches Datum
Für dieses augenscheinlich ungewöhnliche Datum haben sich die Organisatoren und die 38 Sängerinnen unter der Leitung von Hubert Schneider sehr bewusst entschieden. „In der Advents- und Weihnachtszeit wird man förmlich von Konzertangeboten überhäuft und hat nur wenig Zeit und Muße dafür“, so der Chorleiter. „Jetzt haben die Menschen den Kopf wieder frei und sind offen für den Lobgesang auf die Geburt des Herrn.“
Kirchenmusik
Zur Einstimmung steht zeitgenössische Kirchenmusik wie „Telkens“ von Kurt Bikkembergs und „Gloria !“ von Sebastiaan van Steenberge auf dem Programm, aber auch klassische Werke u.a. von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Zoltan Kodaly. Ein besinnlicher Text rundet diesen ersten Teil ab, harmonische Harfenklänge schaffen einen gefühlvollen Übergang zum sogenannten Lobekranz.
Carols
Mit „A Ceremony of Carols“ interpretiert VOICES dann ein Werk, welches Benjamin Britten im Jahre 1942 auf einer Überfahrt von Amerika nach Europa, seiner Rückkehr aus dem Kriegsexil, komponierte. Für den Lobekranz griff er auf die Gattung der altenglischen Carols zurück, in deren Mittelpunkt die Mutter Maria und ihr Kind stehen, aber auch das Weihnachtsgeschehen an sich. Das Werk umfasst 9 Wiegenlieder ganz unterschiedlichen Charakters sowie ein instrumentales Zwischenspiel der ansonsten begleitenden Harfe. Britten nutzt alle klanglichen Mittel, um die Kälte des Winters und damit seine eigene Verzweiflung über den Verlust seiner Kindheit darzustellen. Umso mehr bezaubert die wundervolle Erwartungsstimmung im „Spring Carol“, der Frühlingsankündigung.
Harfenistin
Für die instrumentale Begleitung von VOICES zeichnet Bianca Tabois verantwortlich. Die gebürtige Niederländerin studierte - u.a. mit Theresia Rieu - Pedalharfe am Konservatorium von Maastricht. Sie gewann mehrere Nachwuchspreise und ist mittlerweile als freiberufliche Harfenistin (im Duo mit Manou Liebert) tätig. Außerdem unterrichtet sie Harfe an der Musikschule Heerlen.
Zu Hause
VOICES, Frauenchor an St. Josef, Eupen, jedenfalls freut sich auf dieses „Heimspiel“ in der eigenen Kirche, die einen idealen Rahmen für dieses von Britten für große Räume konzipierte Werk bietet.